Schlauchbootwettkampf 2011 - Bergedorf holt sich den Pokal!
14.08.2011 Kichwerder, HamburgWir sind die ersten Wettkampfteilnehmer, die schon gegen 09:30 Uhr auf dem Wettkampfplatz der Freiwilligen Feuerwehr Kirchwerder-Nord in der "Holaake-Arena" auftauchen. Das sichert und gute Plätze und bequemen Parkraum. Noch ist es trocken, hoffentlich spielt das Wetter heute mit.
Wir richten uns auf eine längere Verweildauer gemütlich ein. Regenschirme, -umhänge, Isomatten, Nudelsalat, selbstgebackener Kuchen, Picknick-Wolldecken, Mineralwasser, gute Laune u. v. a. m. gehören zu unserer Ausrüstung. Nach und nach trudeln immer mehr Schau- bzw. "Seelustige" junge und alte Kameraden ein, ganz besonders freuen wir uns über den Besuch von Anja aus der THW-Geschäftsstelle und der Jugend und deren Betreuer vom THW Nord.
Toll, das ihr den weiten Weg gekommen seid! Das spornt an. Der Wettkampf der Jugendfeuerwehren beginnt ab 11:00 Uhr und läuft bei bedecktem, aber trockenem Wetter ab. Als eine von 13 Gastwehren starten wir. Die Wettkampf-Reihenfolge-Nummern 21 und 30 sind unsere - also sind wir erst ziemlich spät dran. Kaum legen die "Großen" die Hand an die Paddel, beginnt es zu regnen - schade. Nun müssen wir uns doch schnell unter das Zelt verziehen. Die Gastgeber haben sich größte Mühe gegeben für alle Zuschauer ein trockenes Plätzchen anzubieten. Das ist ein Sommer!
Der Festplatz verwandelt sich mit zunehmenden Zeitablauf in eine Seenlandschaft. Große Pfützen machen Umwege ratsam, steile Deichabhänge werden zum echten Hindernis, "Pudding" wäre die richtige Bezeichnung für die Bodenbeschaffenheit an unserem Standort. Das beeinträchtigt natürlich erheblich den Volksfestcharakter. Wir bedauern die Veranstalter, der Regen verdirbt vieles. Uns aber nicht: Wir harren am Ufer aus und erfreuen uns an Erfolgen und kleinen Missgeschicken der Wettkampfteilnehmer. Wir stoppen die Zeiten der Mitbewerber: Haben wir, im Vergleich zu unseren Trainingsergebnissen, eine Chance auf eine gute Platzierung? Es geht vieles schief heute. Liegt das am Regen oder an der Aufregung? Wie wird es uns ergehen? Kaum eine Mannschaft bekommt den Rettungsring auf Anhieb über das Hütchen geworfen.
Trotz durch Regen (der sich Mühe gibt) Unterstützer Berieselung der Rutschen bleiben viele Boote stecken, so mancher geht mit stilvollendeten Armbewegungen vorzeitig seitwärts vom Schwebebalken ab. Selbst Favoriten passieren heute Patzer, die man nicht geahnt hätte.
Oh je: Unser erstes Team der Mannschaft ist jetzt auf Bahn 1 dran. Nun klopft aber doch das Herz. Ist alles aus den Taschen entfernt ? Sitzt die Mütze fest genug auf dem Kopf? Ginge die Mütze während des Wettkampfes verloren, müsste man die zeitraubend bergen! Hinüber auf die andere Seite des Sees. Toll sieht die Kulisse der zahlreichen in blau uniformierten THW-Helfer am gegenüberliegenden Ufer aus. Auch der pfiffige Moderator hat dies bemerkt und fordert uns zur besonderen Fan-Unterstützung (wir haben Lautsprecher mit Sirene ;-) heraus.
Mit weichen Knien gehen Norbert, Hendrik D. und Hendrik R. auf den Steg: Schauchboot ausleeren, Paddel, Rettungsring und Schwimmwesten bereitlegen - "Zum Schlauchbootwettkampf - Vor!" - Schwimmwesten an und ab in's Schlauchboot. Über das erste Hindernis - gut. Der Rettungsring will nicht auf Anhieb über das Hütchen, das kostet Zeit. Nun der an Ketten aufgehängte, wackelige Schwebebalken. Hendrik D. schafft es ohne Patzer hinüber - klasse! Über das zweite Hindernis - gut. Nun die Riesenrutsche. Den Weg dorthin auf dem matschigen Grund mit dem Boot in der Hand hochhetzen - die Beine brennen, die Arme werden immer länger, hat man noch eine Lunge? Das Boot auf der Rutsche gekonnt platzieren, auf Kommando ins Boot hinein. Es bleibt stecken, gerät nicht in Fahrt! Mit anmutigen Arm- und Beinbewegungen wird dem Geschehen Leben eingehaucht. Das Boot saust die Rutsche hinunter. Unter einer Wasserglocke aus Gischt taucht es bis zum Rand ein, Norbert hat sich mit dem Fuß in einer Leine verheddert, jetzt ist keine Gelegenheit dies zu ändern. Mit Volldampf zurück, unter den Hindernissen hindurch, den Rettungsring auf dem Hütchen wieder einfangen, zurück an den Steg, gekonnt und ohne Rangiertätigkeiten anlegen - raus aus dem Boot - fertig. Fix und fertig, was die Mannschaft angeht. Sie haben in den wenigen Minuten alles gegeben und sind nicht in der Lage das Geschehen in Worten vorzutragen. Völlig aus der Puste. Das war ein guter Durchgang. Toll. Wir haben vermeidbare Fehler gemacht, die im Training besser gelaufen sind und Zeit eingebüßt haben, aber es müsste reichen, um keine schlechte Figur unter den Feuerwehr-Kameraden abzugeben.
Zurück im Fanbereich ist wieder genügend Puste da, um eingehend zu berichten. Das schöne an einem Wettkampf in den Vier- und Marschlanden ist, dass wir Bergedorfer THW-ler hier, insbesondere in Kirchwerder, so viele Bekannte treffen. So schnackt man gerne mal wieder mit Carsten, Christine, Bernd, Norbert, Marco, Thomas und vielen anderen. Lange nicht gesehen. Durch die vielen gemeinsam verbrachten Trainingsabende haben sich auch neue Freundschaften ergeben - ein tollter Nebeneffekt. Man kennt sich und wird sich vielleicht auch im Einsatzgeschehen einmal wiedertreffen. Dann klappt's besser.
Das zweite Team unserer Mannschaft ist auf Bahn 2 dran. Mittlerweile hat die Regenstärke sintflutartige Qualität angenommen. Ausgerechnet jetzt, wo wir dran sind. Bis die Vormannschaft aus dem Boot raus ist, werden noch kleinste Details und Vorgehensweisen vorbesprochen. Es bleibt noch Zeit, um vom Regen noch vor dem Betreten des Bootes völlig druchnässt zu werden. Aufgesetzt selbstsicher betreten Andre, Benedikt und Philipp den Steg. Die selbe Prozedur wie bei unserem ersten Team. "Zum Schlauchbootwettkampf - Vor!" Durch das Hindernis - gut. Den Bogen zur kleinen Rutsche optimal ansteuern. OK. Den sehr matschigen Hang mit dem schweren Boot in den nassen Händen hoch, Benedikt und Philipp rutschen im Schlamm mehrmals aus. Das Boot geradlinig auf der Rutsche ablegen, Bein in das Boot hinein (als "Fertigzeichen"), "LOS!" - ab geht die rasante Fahrt die Rutsche hinunter. Klasse gelaufen, aber es ist ordentlich Wasser in das Boot gedrungen. Was ist da nun los? Der Rettungsring will nicht über das Hütchen? Das hat doch sonst immer auf Anhieb geklappt. Jetzt ist eiserne Nervenstärke gefragt. Man könnte auch hineinspringen und den Ring zeitraubend schwimmend zum Hütchen bringen, oder klappt der nächste Wurfversuch? Der klappt, der Ring findet doch seinen Weg auf das Hütchen! Kopf nicht hängen lassen, mit Volldampf weitermachen! Zum großen Hindernis. Die Strickleiter hinauf, durch das Rohr hindurch, das Seil hinab in das bereitliegende Boot. Klasse, Andre. Über das nächste Hindernis - Gut. Über den festen Schwebebalken - Klasse. Nun schnell zurück, unter die Hindernisse hindurch. Unsere Paddler sind einfach Spitze. Nach der Rutsche sind etliche Liter Wasser im Boot, das Gesamtgewicht hat sich vervielfacht. Dennoch paddeln sie mit voller Kraft den gesamten Parcour hindurch. Bei vielen Manschaften war schon nach der halben Paddelstrecke die Luft raus (nicht aus dem Boot, sondern aus den Armmuskeln). Auch das Kurshalten wird durch das im Boot schwappende Wasser erschwert, aber unsere Jungs haben's drauf! Wunderbar. Den Rettungsring wieder einsammeln, an den Steg zurück und raus ! Enttäuscht vor dem Hintergrund der Probleme mit dem Rettungsring geht es zurück in den "Fanbereich". Nun sind nur noch wenige Mannschaften dran, dann ist es schon soweit.
Zur Siegerehrung gehen wir gemeinsam und gespannt auf das gegenüberliegende Ufer. Ein mittlerer Platz müsste eigentlich drin sein, reicht es noch zu einem Pokal? Wie immer werden die Platzierungen spannend von hinten nach vorne aufgerufen, die Gastwehren, unter denen wir gewertet werden, sind zuerst dran. Das Herz klopft, die Hoffnung wächst. Als wir an Platz 4 noch nicht aufgerufen wurden, steigt die Freude, als wir dann an Stelle zwei noch nicht aufgerufen werden wächt die Freude ins unermessliche, unfassbare - tatsächlich: Wir haben den ERSTEN Platz unter den 13 Gastwehren gemacht !
Begeistert gehen Andrè, Benedikt, Hendrik D., Hendrik R., Norbert und Philipp mit ihrem "Trainer" Benjamin nach vorne. Der Pokal wird entgegengenommen und stolz herumgezeigt. Die vielen Trainingsabende haben nicht nur Spaß bereitet, sondern auch den Lohn eingebracht. Ein Siegerfoto auf dem Steg, dann geht die Mannschaft, wie anlässlich der Traningsabende beschlossen, gemeinsam "baden". Von der kleinen Rutsche herunter, in vollen "Klamotten", mit den schweren Gore-Tex-Stiefeln an. Auch der größte Fan Kathi muss, mehr oder weniger begeistert, mit baden gehen. Ist das zu fassen? Wir haben den ERSTEN gemacht!
Auf der Dienststelle in Bergedorf pitschenass angekommen überraschen uns Ute, Hansi, Andreas und Verena mit einem mittelschwerem Grillabend und allem was dazugehört. Bei gemütlicher Petroleum-Beleuchtung in unserer Kate genießen wir Speiß, Getränk und Ruhm. Unser Stromerzeuger-Aggregat kommt auch zeitig vom Wettkampfgelände zurück, unsere E-Gruppe feiert mit. Hunderte von ausgezeichneten Bildern (trotz des schlimmen Regenwetters) werden gerne beguckt. Ein stilvoller Aufstellungsort für den Pokal wird diskutiert. Zukünftige Wettkämpfe werden phantasievoll besprochen. Mann! Wir sind wirklich ERSTER geworden.