Abgepumpt - THW beendet Pumpeneinsatz in Reinfeld
09.03.2010 ReinfeldAm Montagabend endete auch der Einsatz für die letzten noch eingesetzten Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen in Reinfeld. Ein provisorisches Wehr am Herrenteich, das unter dem Druck des Hochwassers zu brechen drohte, hatte am vergangenen Mittwoch zu einem Großeinsatz des THW geführt.
Bis zur elf Hochleistungspumpen der Spezialisten für Hochwassergefahren waren über mehrere Tage gleichzeitig im Einsatz, um den Wasserstand des rund 50 Hektar großen Herrenteichs abzusenken und so das Behelfswehr zu entlasten. Bei einem Bruch des Wehres hätte sich eine Flutwelle in die angrenzende Mühlenau ergießen können und zu erheblichen Schäden an Gebäuden führen können. Ein benachbarter Kindergarten sowie zwei Wohnhäuser waren daher von der Stadt Reinfeld vorsichtshalber evakuiert worden.
Am Mittwoch kammen zunächst sechs Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen aus den Ortsverbänden Mölln, Oldenburg i. Holstein, Bad Segeberg, Elmshorn, Hamburg-Bergedorf und Wismar zum Einsatz. In den Folgetagen wurden die Pumpenkapazitäten mit dem Einsatz der Fachgruppen aus Schwerin, Stade, Hamburg-Eimsbüttel, Bremen-Nord und Bremen-Ost noch einmal verstärkt.
Mit einer Förderkapazität von annähernd 100.000 Litern in der Minute pumpten die THW-Kräfte rund um die Uhr und konnten den Pegel des Herrenteiches bis zum Einsatzende am Montag um 87cm absenken. Rechnet man die Gesamtfördermengen auf Cola-Kisten um und reiht diese aneinander, so ergibt sich daraus eine Strecke von mehr als 11.500 Km. Eine Distanz die deutlich über die Entfernung Hamburg - Kapstadt hinausgeht.
Unterstützt wurden die THW-Kräfte dabei von den Männern und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Reinfeld, die über den gesamten Zeitraum den Aufbau und Betrieb der schweren Pumpen sowie den späteren Rückbau tatkräftig unterstützten. Die Verpflegung an der Einsatzstelle und die Übernachtungsmöglichkeiten in den Räumen der Feuerwehr wurde von der gemeinsamen Schnelleinsatzgruppe Betreuung von DRK und ASB organisiert. Aber auch mehrere Geschäftsleute und Einwohner unterstützten die Arbeit der Pumpenspezialisten mit Essen oder Übernachtungsangeboten.
Damit die Maschinisten ihre Groß- und Havariepumpe auch nachts überwachen konnten, leuchtete die Fachgruppe Beleuchtung aus Ahrensburg mit einem Lichtmast und mehreren Scheinwerfern die Einsatzstelle weiträumig aus. Die Fachgruppe Führung und Kommunikation aus Lübeck unterstützte die Einsatzabschnittsleitung des THW aus Bad Oldesloe und errichtete mit dem Führungs- und Lageanhänger ein Großraumbüro für die Lagebesprechungen.
Im Rahmen einer Pressekonferenz am Montag zeigte sich Reinfelds Bürgermeister, Gerhard Horn, sehr beeindruckt von der Leistung der THW-Kräfte und der „ausgezeichneten" Zusammenarbeit aller beteiligten Hilfsorganisationen. Gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung Reinfeld sowie weiterer beteiligter Behörden, stimmte er im Rahmen der regelmäßigen Lagebesprechungen die erforderlichen Einsatzmaßnahmen mit der Einsatzleitung der Feuerwehr und den Führungskräften des THW ab. In Abstimmung mit dem für das Stauwerk verantwortlichen Ingenieurbüro konnten die restlichen vier Hochleistungspumpen des THW dann am Montagabend ihre Arbeit einstellen.
Auch THW Präsident Albrecht Broemme würdigte diesen Einsatz als Beispiel guter Zusammenarbeit: „Dieser Einsatz des THW zur Unterstützung der Feuerwehr in Reinfeld zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und THW ist: es kommt auf die sich ergänzende Ausstattung an, es kommt auf gute Einsatzplanungen und auf Übungen an. Wenn man „die Visitenkarten nicht erst auf dem Trümmerhaufen austauscht", kann die Bevölkerung auf bestmögliche Hilfe bauen."
Um das Nachlaufen von Schmelzwasser zu kontrollieren, werden Einsatzkräfte des THW aber auch in den kommenden Tagen noch die Zuläufe zum Herrenteich mit Hilfe von mobilen Hochwasserpegeln kontrollieren.
Die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen - wenn Wasser zur Last wird
Die Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen sind jeweils mit einer Pumpleistung von bis zu 15.000 Litern pro Minute das leistungsstärkste Instrument des THW bei der Bekämpfung von Hochwasser und Überschwemmungen. Mit ihren unterschiedlichen Pumpen kann sie in Kellern, Schutzräumen oder Verkehrsanlagen eindringendes Wasser abpumpen. Die Spezialisten dieser Fachgruppe können zudem Wasserleitungen über längere Strecken errichten, um beispielsweise Löschwasser für die Feuerwehr zu fördern. Bei der Beseitigung von Wasserschäden in Abwasseranlagen kann sie die Betreiber durch fachlich qualifizierte Arbeiten unterstützen.
Neben dem Jahrhunderthochwasser 2002 haben sie sich in jüngerer Zeit bei den Überflutungen in Südfrankreich 2003 und im Mai diesen Jahres in Rumänien bewährt. Die Hochwasserexperten des THW waren auch bei den verheerenden Überflutungen in Südbayern im Einsatz. Ihre Ausstattung wurde in den vergangenen Jahren aus Mitteln des Hochwasserprogramms der Bundesregierung weiter verbessert, unter anderem wurden Hochleistungspumpen beschafft. So kann schneller und effektiver auf großflächige Überflutungen reagiert werden.
Bericht: Thorben Schultz (Ö-Team LV HH, MV, SH)