Petromax
Von den vier Fahrzeugen des damaligen Bergungszuges (ein Gerätekraftwagen, drei Mannschafts-Kraftwagen) war bis zu den Achtziger Jahren nur der GKW mit einem Stromerzeuger ausgerüstet. Katastrophen finden ja nun aber immer in der Dunkelheit statt, wie konnte denn die Besatzung der MKWs ohne Strom für Licht sorgen?Unter anderem mit meiner Lieblings-Lampe, der "Petromax". Das war eine große Petroleum-Lampe mit einem besonderen Prinzip, welches schon im I. Weltkrieg genutzt wurde.
Diese Lampe erzielt eine Lichtausbeute wie ein 500 Watt-Scheinwerfer - Für Petroleum doch gar nicht schlecht, oder ? Wie geht denn das ? Die gelben Petroleumlampen an den Baustellen waren doch viel funzeliger.
In einen großen Tank, mit Vorrat für eine Nacht, wird Petroleum eingefüllt. Da dürfen keine Schwebstoffe drin sein, sonst verstopfen die feinen Düsen. Mit einer kleinen angebauten Handpumpe wird der Vorratsbehälter unter ca. 1,5 bar Druck gesetzt. Je mehr Petroleum drin ist, desto schneller geht es.
Dann wird mit einem Hebel der "Bunsenbrenner" eingeschaltet und, fein zerstäubt, Petroleum wird in die Lampe eingesprüht. Jetzt schnell diesen Sprühnebel anzünden, damals vorzugsweise mit Sturmstreichhölzern.
Der Bunsenbrenner wärmt ein Rohrsystem vor, in dem, bei der richtigen Temperatur, später das Petroleum auf dem Weg zum Glühstrumpf verdampft. Nun heißt es, bei laufendem, lautem Bunsenbrenner, abwarten. Bloß nicht mehr auf den Lampenkopf fassen, der wird auf Rotglut erhitzt !
Nachdem der Druck auf ca. 1 bar gefallen ist und das Rohrsytem einige Minuten vorgewärmt wurde, versucht man vorsichtig die Rädelschraube zu öffnen, mit der das, hoffendlich verdampfte, Petroleum in den Glühstrumpf geleitet wird. Hat man alles richtig gemacht, wird man durch gleißendes Aufleuchten des Glühstrumpfes belohnt. Man kann da echt nicht reingucken. Nun schnell den Bunsenbrenner abschalten und den Druck auf bis zu 1,5 bar nachpumpen. Die Einstellungsmöglichkeit der Rädelschraube lässt nicht viel Auswahl: Ganz an oder ganz aus.
Die wirklich helle Lampe leuchtet dann die ganze Nacht. Ein paarmal den Druck kontrollieren, mehr Arbeit hat man nicht damit gehabt. Ein schöner Nebeneffekt ist auch die große Heizleistung der Lampe. Eine Lampe im großen LS-Zelt hat schon für gemütliche Wärme gesorgt.
Für die "schnellen" Helfer war die Lampe ein Graus. Hat man zu früh die Rädelschraube aufgedreht, strömt flüssiges Petroleum in die Lampe und entzündet sich sofort am Bunsenbrenner. Die Lampe geht in hellen Flammen auf und man traut sich nicht mehr heran, um sie abzuschalten. Der tapfere Unterführer musste meist helfen. Nach der Aktion ist das Lampenglass verrußt, der Glühstrumpf gerissen und als Lohn für den Schnellstart muss man die gesamte Lampe auseinandernehmen, reinigen, einen neuen Glühstrumpf einsetzen, die Lampe wieder zusammenbauen und sein Können erneut unter Beweis stellen. Einen neuen Glühstrumpf einbauen und langsam abbrennen kostet auch viel Zeit und erfordert Geduld.
Während des Transportes in den Fahrzeugen wurden die Lampen in einem speziellen Kasten mit federndem Teller aufbewahrt. Das sollte den empfindlichen Glühstrumpf vor Erschütterung schützen. Hat meist nicht geklappt. Ein Lampenschirm, der das Licht nach unten lenkt, stellte sinnvolles Zubehör dar.
Alles in allem: Wenn die Petromax erstmal an war, hatte man viel helles Licht und Wärme und brauchte sich nicht mehr kümmern. Für mich ist und bleibt es eine Abenteuer-Lampe mit unverzichtbarem Indiana-Jones-Flair. Allerdings: Der Ex-Schutz ließ zu wüschen übrig.